Stratos/sffv-Event: Digitale Realität trifft Mobilität
Posted by: Michael Lusk
Ein sffv-Event mit Stratos Technologies begeisterte vor Kurzem über 60 Teilnehmende. Von der Kostenfreigabe bis zur künstlichen Intelligenz – Digitalisierung im Flottenbetrieb wurden verschiedene Themen praxisnah beleuchtet.
Es ist 07:00 Uhr morgens. Der Raum im Eventspace „The Square“ am Flughafen Zürich füllt sich mit über 60 Fachleuten aus den unterschiedlichsten Branchen. Leasinggesellschaften, Automobilimporteure, Versicherer, Garagisten und Mobilitätsdienstleister – sie alle sind gekommen, um sich über den digitalen Wandel im Flottenbetrieb auszutauschen. Eingeladen hatte der Schweizer Mobilitätsverband SFFV in Kooperation mit der Stratos Technologies AG. Das Thema: Digitalisierung und Automatisierung im Flottenbetrieb. Das Ziel: verstehen, hinterfragen, voneinander lernen – und vielleicht mit einem Aha-Moment zurück ins Büro.
E-Mobilität entmystifiziert
Den Auftakt macht Peter Schmid, Leiter des new mobility hub bei AMAG. In seinem pointierten Referat entzaubert er mit Fakten die gängigsten Mythen rund um Elektromobilität – vom Strommangel bis zur angeblich zu kurzen Reichweite. Seine Botschaft ist klar: Die Schweiz hat nicht zu wenig Strom, sondern nutzt ihn effizienter denn je. Die Klimabilanz von E-Autos hängt stark vom Strommix ab – und der ist hierzulande vorbildlich. Auch was Ladezeiten, Batterielebensdauer und Recycling betrifft, bringt er fundierte Zahlen statt vager Behauptungen. Ein starker Einstieg – nicht zuletzt, weil er aufzeigt, wie eng das Thema Dekarbonisierung mit Digitalisierung und datenbasierter Prozessoptimierung verknüpft ist.
Der Mann der Zahlen
Patrick Riepl, Bereichsleiter Strategie & Produktmanagement bei AMAG Leasing AG, nimmt die Zuhörenden mit in die Welt von Servicepaketen, Freigaberegeln und Kostentransparenz. Seine Präsentation liest sich wie ein Operationsbericht aus der Werkstatt der digitalen Transformation. Mit dem System von Stratos Technologies prüft AMAG heute über 83% der Werkstattkosten automatisiert – bei einem Volumen von über 30 Millionen CHF jährlich. Der Effekt: weniger Falschfreigaben, präzisere Preise, bessere Planbarkeit. Riepl spricht offen über Herausforderungen – etwa inkonsistente Genehmigungen oder intransparente Rechnungspositionen – und zeigt zugleich, wie datengetriebene Prozesse diese Probleme lösen können. Besonders spannend ist sein Blick auf die sogenannte Takerate: Sie zeigt, wie stark bestimmte Serviceleistungen tatsächlich beansprucht werden – und liefert damit die Basis für realistische Preisgestaltung. Ein echtes Beispiel für datenbasierte Steuerung.
Digitalisierung als Lösung
Als Nächstes betritt Matthias Gerber, Gründer Stratos Technologies, die Bühne. Sein Unternehmen ist die treibende Kraft hinter dem System, das AMAG und andere Flottenkunden nutzen. Gerber spricht über automatisierte Rechnungsprüfung, die in weniger als einer Minute pro Fall geschieht – und das bei über 2000 Transaktionen täglich. Sein Motto: „Fleet Access“ heisst nicht nur digitalisieren, sondern verstehen, was nötig ist – und was weggelassen werden kann. Sein System integriert sich tief in bestehende DMS- und Flottenmanagement-Systeme, prüft Rechnungen auf Basis von Vertragsdaten, Lieferantenkonditionen und Servicevereinbarungen. Die Zahlen sprechen für sich: 28% Einsparungen, 76% API-basierte Verarbeitung, eine Fehlerquote, die kaum noch messbar ist. Ein Paradebeispiel für Swiss Engineering mit globaler Wirkung.
Podium mit Tiefgang
Die Podiumsdiskussion bringt weitere Perspektiven. Christian Hoffmeister spricht aus Sicht des Full-Service-Leasings, David Schweizer als Unternehmer im Garagengeschäft und Matthias Gerber als Anbieter von mehreren digitalen Produkten im Leasing- und Garagenumfeld. Sie diskutieren offen über die Hürden der Digitalisierung: Medienbrüche, unterschiedliche Systeme, fehlendes Vertrauen in neue Tools. Doch Einigkeit herrscht beim Fazit: Wer Prozesse heute nicht digital denkt, wird morgen analog abgehängt. Eine besondere Note erhielt das Gespräch durch einen vorgängig aufgenommenen Videobeitrag von Dirk Uhde, Experte für Fleet Aftersales im Volkswagen Konzern. In seinem Statement teilte Uhde die Erfahrungen aus der erfolgreichen Implementierung digitaler Werkzeuge – insbesondere der Stratos-Technologien – innerhalb des Konzernes. Er betonte, wie wichtig es sei, standardisierte Prozesse durch smarte Automatisierung zu ersetzen und lobte die Skalierbarkeit sowie den klaren Effizienzgewinn, der sich bereits nach kurzer Zeit einstelle. Besonders hervor hob er die hohe Akzeptanz auf Seiten der Werkstattpartner: „Was digital nachvollziehbar ist, wird auch vertrauensvoll akzeptiert.“ Seine Botschaft: Digitalisierung sei kein Experimentierfeld mehr, sondern längst integraler Bestandteil des After-Sales-Geschäfts – mit messbarem Nutzen für alle Beteiligten.
KI ist mehr als ein Buzzword
Der letzte thematische Höhepunkt gehört der Datenexpertin Vanessa Viellieber und Data Scientist Maximilian Brehm von AMAG. Sie zeigen, wie künstliche Intelligenz nicht nur Kundenerlebnisse verbessert, sondern auch Servicekosten senkt und Risiken sichtbar macht. Ihre Vision: Eine datengetriebene Organisation, in der jedes Serviceevent – ob Reifenwechsel oder Glasbruch – in einer lernenden Plattform abgebildet wird. Anomalieerkennung, Preisempfehlungen, Churn-Analysen – alles datenbasiert, alles machbar. Besonders eindrücklich: Die Darstellung des sogenannten WVR-Modells (Wartung, Verschleiss, Reparatur), das individuelle Fahrzeugparameter mit realen Servicedaten kombiniert und so prädiktive Kalkulationen für Flottenmanager ermöglicht.
Eine Branche in Bewegung
Der Event des Schweizer Mobilitätsverband sffv mit Stratos Technologies war mehr als eine Fachveranstaltung. Er war ein Weckruf. Wer heute noch in Excel kalkuliert, wird morgen von Algorithmen überholt. Digitalisierung ist keine Frage der Technik, sondern des Mindsets. Und die über 60 Teilnehmenden haben genau das gespürt: Transformation beginnt mit Verstehen – und endet hoffentlich nie.